Es gibt einige Fußball-Nostalgiker, die trauern den guten, alten Traditionsvereinen nach, die in die fußballerische Bedeutungslosigkeit abgerutscht sind. Oft fällt dabei der Name vom großen Traditionsverein Rot Weiß Essen, der nun nur noch in der viertklassigen Regionalliga kickt. Nach sechs absolvierten Begegnungen belegt das Ruhrpottteam einen hervorragenden
4. Tabellenplatz mit stattlichen 15 Zählern. Auch deshalb hat RWE-Trainer Waldemar Wrobel das Angebot aus Aachen ausgeschlagen.

Die Perspektive ist beim Verein von der Hafenstraße schlicht zu aussichtsreich, um diesen interessanten Klub in dieser Situation im Stich zu lassen. Deshalb hat er auch gegenüber der „Westdeutschen Zeitung“ erklärt, dass dieses Angebot möglicherweise eine „schöne Geschichte“ gewesen sei, dennoch „die schönere Geschichte bei RWE“ stattfinden würde. In diesem Jahr ist die Konkurrenz in der enorm stark besetzten Regionalliga West massiv. Mit den beiden ambitionierten Kölner Vereinen Viktoria und Fortuna, dem Wuppertaler SV und den Sportfreunde Lotte sowie der Zweitvertretung vom FC Schalke 04, haben sich starke Teams an der Tabellenspitze firmiert. Kein leichtes Unterfangen, weshalb Wrobel eine perfekte Symbiose zwischen Zuckerbrot und Peitsche anwenden muss.
So war es auch nur allzu verständlich, dass nach dem 3:1 Sieg im Verbandspokal über den Landesligisten 1. FC Mönchengladbach, eine zweitägige Trainingspause gewährt worden ist. Man muss die Spieler auch belohnen und Dankbarkeit zeigen. Eine Geste, die der gelernte Kommissar offenbar ausgezeichnet zu bedienen weiß. Zuletzt jedoch mussten die Kicker jeweils zwei Einheiten täglich absolvieren, was sicherlich nicht jeden in helle Begeisterungsstürme versetzt haben dürfte. Am kommenden Sonntag sollte ein Sieg gegen den Abstiegskandidaten SV Bergisch-Gladbach durchaus realistisch erscheinen. Das Ziel, welches Wrobel ausruft ist eindeutig: „Wir wollen unsere gute Form in diesen Monat hineintragen.“ In gut zwei Wochen geht es im Derby gegen den FC Kray. Dies ist der 10. Spieltag, Wrobels Aussage diesbezüglich: „Dann ist eine Tendenz zu erkennen, wohin wir uns orientieren müssen“.
Bei den treuen wie leidenschaftlichen RWE-Fans, die mit Stolz von der Deutschen Meisterschaft 1955 und der mehrjährigen Bundesliga-Zeit in den 70 er Jahren sprechen, wurde der Entschluss von Wrobels Bleiben als klares Treuebekenntnis aufgefasst. In einer Zeit der Söldner, hat dieses positive Beispiel aus Essen gezeigt, dass Vereinstreue extrem beliebt machen kann. Gegenüber „Reviersport“ wird er zu der Thematik eines möglichen Engagements in der 3. Liga bei Alemannia Aachen mit den Worten zitiert: „Damit habe ich mich überhaupt nicht auseinandergesetzt. Ich habe diese Anfrage entgegengenommen und abgehakt.“ Weiteren Ausführungen wollte er sich jedoch nicht hingeben, da seine gesamte Konzentration auf die kommenden Aufgaben mit RWE liegen.

Vielmehr lobte er den gesamten Verein: „Es ist doch nicht nur meine Arbeit hier, sondern ein ganzes Paket. Der Erfolg ist allein das Resultat der guten Teamarbeit. Und wenn es nicht läuft, ist es auch eine Teamleistung. Wenn nur einer aus der Mannschaft ausschert, sind alle davon betroffen. Natürlich stehe ich in der Hauptverantwortung, doch ich profitiere von der guten Arbeit aller, die für Rot-Weiss Essen arbeiten.“ Und fügte in ähnlichem Wortlaut hinzu: „Es ist ja nicht ausschließlich mein Verdienst, dass wir momentan auf einer guten Rille surfen, sondern eine Leistung des gesamten Teams. Davon, dass das gesamte Umfeld überragend stattfindet, profitiere ich doch nur.“ Realismus ist Trumpf beim sympathischen Fußballlehrer. Deshalb ergänzt er auch ehrlich: „Genauso ist es ja im Prinzip auch eine Teamleistung, wenn es nicht so gut läuft.“

Nun geht es also mit ganzer Konzentration gegen das Team aus Bergisch Gladbach, wo der komplette Kader zur Verfügung stehen wird, wenn man die Langzeitverletzten abzieht. Es ist allerdings noch unklar, welcher Spieler in der Startformation stehen wird.

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