Lotte-Trainer Walpurgis: „Unsere Mentalität ist es, erfolgshungrig zu sein“

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Maik Walpurgis kann ohne schlechtes Gewissen als echtes Urgestein bei den Sportfreunde Lotte angesehen werden. Auch wenn der Trainer des derzeitigen Spitzenreiters der Regionalliga West mit 39 Jahren noch zu der jüngeren Generation zählt, so ist er dennoch schon seit September 2008 als Cheftrainer am Autobahnkreuz tätig und stellt damit den dienstältesten Übungsleiter der gesamten Spielklasse. Insgesamt kommt der Fußball-Fachmann somit auf mehr als 150 Ligaspiele für die Sportfreunde. In diesem Jahr zeigt er sich hoffnungsfroh, dass es mit dem Aufstieg in die 3. Liga auch tatsächlich klappen könnte. Vor dem heutigen Spiel beim direkten Aufstiegskonkurrenten Fortuna Köln unterhält sich Walpurgis mit „DFB.de“ über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und offenbart einige interessante Aussagen.

Walpurgis ist durchaus ambitioniert, denn neben seinem Trainerjob büffelt er zugleich an der Sportschule in Hennef für seine Fußballlehrer-Lizenz. Glücklicherweise hat er derzeit Prüfungen zu absolvieren, weshalb er ohne eine Ausnahmegenehmigung sich das Spitzenspiel an der Seitenlinie anschauen darf. Walpurgis begründet: „Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, dass wir im Rahmen der Ausbildung montags mal vor 20 Uhr fertig waren. Glücklicherweise wird es diesmal anders sein, weil wir nach unserem abgeschlossenen Praktikum vormittags unsere erste Prüfung schreiben und ich so bereits am Nachmittag aus Hennef abreisen kann.“

Beim niederländischen Spitzenverein FC Twente Enschede hat der Lotte-Trainer zuletzt ein Praktikum absolviert. Besonders die Zusammenarbeit mit Steve McClaren stellt für ihn eine außerordentliche Bereicherung dar: „Es waren sehr interessante acht Wochen. Mit Steve McClaren, der in der Vergangenheit auch Co-Trainer unter Sir Alex Ferguson bei Manchester United und in der Bundesliga bekanntlich beim VfL Wolfsburg tätig war, hatte ich einen exzellenten Lehrer. Der Austausch war sehr intensiv, so dass ich - von der Taktik bis hin zur täglichen Trainingsarbeit - viele Ansätze mitnehmen konnte, die mich in meiner persönlichen Entwicklung weiterbringen werden.“ Im kommenden März werden die abschließenden Prüfungen für die Ausbildung als Fußball-Lehrer anfallen. Über seine persönliche Vorbereitung weiß er zu berichten: „Seit dem Lehrgangsbeginn im Juni 2012 dreht sich bei mir ohnehin alles um Fußball. Meiner Meinung nach ist die Ausbildung in Deutschland unter Frank Wormuth die weltbeste und intensivste. Schließlich bringen wir sozusagen täglich Hausaufgaben mit, bereiten Themen für den nächsten Tag vor. Aktuell arbeite ich zu Hause vor allem an meinem Bericht über das Trainerpraktikum.“

Nicht hoch genug anzurechnen ist die Tatsache, dass er neben seiner Ausbildung in Hennef die Sportfreunde Lotte auch zur Wintermeistersch
aft in der Regionalliga West geführt hat. Besonders die gute Zusammenarbeit mit seinem Trainerstab hat er als einen wesentlichen Erfolgsfaktor erkennen können: „Dafür war und ist weiterhin unser gutes Trainerteam bei den Sportfreunden der entscheidende Faktor. Mit meinem Assistenten Ovid Hajou arbeite ich nun schon fünf Jahre zusammen. Das macht sich bezahlt. Er kennt alle Abläufe aus dem Effeff, und das Training ist bis ins letzte Detail zwischen uns abgestimmt. Da frühzeitig klar war, dass ich am Fußball-Lehrer-Lehrgang teilnehmen darf, waren wir darauf gut vorbereitet. Wichtig ist vor allem: Der gesamte Verein trägt die zusätzliche Belastung durch meine zeitweise Abwesenheit mit.“

Besonders eng geht es in der Regionalliga West-Staffel zu, denn der Abstand zwischen dem Tabellenführer aus Lotte und dem Tabellenfünften Rot-Weiß Essen beträgt nur zwei Zähler, was einen Sieg bedeutet. Der erfahrene Trainer Walpurgis hat als den härtesten Konkurrenten einen Verein aus dem rechtsrheinischen Teil von Köln erkannt, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Ich sehe den FC Viktoria Köln, der seinen ohnehin schon stark besetzten Kader im Winter noch einmal mit einigen Hochkarätern verstärkt hat, zwar als klaren Favoriten an. Dennoch war seit meinem Amtsantritt im September 2008 das Titelrennen noch nie enger und spannender als in dieser Saison. Am Ende werden es von den fünf Mannschaften, die aktuell ganz oben stehen, wohl zwei bis drei unter sich ausmachen. Entscheidend wird zunächst sein, welches Team besser durch die restlichen Wintermonate mit den entsprechend schwierigen Platzverhältnissen kommt.“ Zunächst einmal muss jedoch am heutigen Abend gegen Viktoria-Stadtrivale Fortuna Köln bestanden werden, was ab 19.45 Uhr live bei „Sport1“ zu sehen sein wird. Über den heutigen Gegner äußert er sich: „Ich habe Fortuna Köln während der Vorbereitung zweimal beobachtet und kenne die Mannschaft gut. Wie schon bei unserer 1:3-Auswärtsniederlage im Hinspiel werden kleine Fehler, vielleicht sogar nur eine Unaufmerksamkeit bei einer Standardsituation, über Sieg und Niederlage entscheiden.“

Zwei Verstärkungen konnte der Verein in der Nähe von Osnabrück an Land ziehen, denn mit Christian Rasche aus Paderborn und Andre Wiwerink, der nach einem nur halbjährigem Gastspiel vom Wuppertaler SV zurückgekommen ist, wurden vielversprechende Kicker verpflichtet, die den Konkurrenzkampf noch einmal mächtig anheizen dürften, wie auch der Cheftrainer erkannt hat: „André Wiwerink betrachte ich fast gar nicht als Zugang. Er hat nur einen kleinen Umweg gemacht und stellt sich jetzt wieder voll in den Dienst der Mannschaft. André weiß, dass er sich jetzt zunächst hinter unserer eingespielten Innenverteidigung mit Gerrit Nauber und Tobias Willers anstellen muss. Wenn jemand ausfällt, kann ich mich aber voll auf ihn verlassen. Christian Rasche ist ein junges Talent aus der Westfalenliga, das zunächst etwas Zeit benötigen wird, um sich in der neuen Liga zu akklimatisieren. Gleiches gilt für Julian Büscher, der erst vor wenigen Tagen von Preußen Münster zu uns gekommen ist.“ Durch sein Praktikum bei Twente Enschede hat Walpurgis auch mögliche Talente erkannt, die sich zu einer sinnvollen Verstärkung mausern könnten, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Die exzellente Nachwuchsarbeit des FC Twente genießt nicht erst seit der positiven Entwicklung des deutschen U18-Nationalspielers Tim Hölscher, der bereits für die Profis in der Europa League zum Einsatz gekommen ist, einen großartigen Ruf. Unsere guten Beziehungen nach Enschede möchten wir in Zukunft nutzen, um vielleicht das eine oder andere Talent auszuleihen. Es ist dennoch schwierig, Spieler von einem niederländischen Spitzenverein in die deutsche Regionalliga zu locken.“

Mit nur 13.000 Einwohnern stellt Lotte eine äußerst überschaubare Gemeinde dar. Deshalb ist die heutige Live-Übertragung bei „Sport1“ auch beste Werbung für den gesamten Verein, wie auch für den Standort, wie der Trainer zu begründen versucht: „Wir haben die besondere Möglichkeit, den Verein bundesweit zu präsentieren. In Lotte kennen die Leute das schon ein wenig durch den Auftritt im DFB-Pokal 2009 gegen den VfL Bochum und ein Testspiel gegen Borussia Dortmund. Da fiebert wirklich jeder der Partie entgegen. Durch die Stadt bekommen wir große Unterstützung bei der Erfüllung der Rahmenbedingungen. Ohne einen Visionär wie unseren Obmann Manfred Wilke würden es die Sportfreunde in ihrer jetzigen Form ohnehin gar nicht geben.“ Dennoch ist er auch Realist genug, um zu erkennen, dass nicht nur sportlich erheblicher Verbesserungsbedarf besteht: „Vor allem strukturell wären wohl einige Dinge aufzuarbeiten. Der gesamte Verein müsste einen gewaltigen Schub machen, um alles zu realisieren. Wir sind schließlich - im Gegensatz zu Konkurrenten wie Rot-Weiss Essen oder Fortuna Köln - kein großer Traditionsverein. Dennoch ist der Klub auf einem äußerst positiven Weg.“

Die Sportfreunde Lotte sind in den letzten Jahren ein nahezu chronischer Aufstiegskandidat gewesen, der jedoch auch immer denkbar knapp den Aufstieg verpasst hat. Bescheidenheit ist ein Trumpf in der Provinz, denn man weiß auch, dass die Konkurrenz aus Köln, Essen und Gelsenkirchen ebenfalls über ein enormes Potential verfügt und alles Erdenkliche für den Ligenwechsel tun würde. In diesem Jahr soll es aber klappen, wie auch Lottes Trainer erkannt hat. Zugleich liefert er einige Gründe, die für das Brechen der Serie sprechen: „Ich bin nun seit fünf Jahren bei den Sportfreunden. In jeder Saison haben wir es geschafft, uns zu verbessern. Unser Hauptziel ist auch in dieser Runde, die 76 Punkte aus der vergangenen Saison zu übertreffen. Dafür haben wir mit unseren bisherigen 44 Zählern gute Voraussetzungen geschaffen. Unsere Mentalität in Lotte lautet, immer erfolgshungrig zu sein, aber stets ruhig zu bleiben. Bei uns gibt es sozusagen nur halbvolle statt halbleere Wassergläser.“


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Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Sportfreunde Lotte; Walpurgis; Rasche; Wiwerink; McClaren; FC Twente Enschede; FC Viktoria Köln; Nauber; Willers; Büscher; Hölscher
Datum: 28.01.2013 17:49 Uhr
Url: http://www.4-liga.com/nachrichten-lotte-trainer-walpurgis--„unsere-mentalitaet-ist-es--erfolgshungrig-zu-sein“-3842.html
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