Carl Zeiss Jena-Trainer Petrik Sander: „Unser Anspruch ist es, immer oben mitzuspielen“

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Sicherlich ist RB Leipzig in der Regionalliga Nordost für die anderen Mannschaften ein wenig überstrahlend. Dennoch muss festgehalten werden, dass mit dem Drittliga-Absteiger FC Carl Zeiss Jena und dessen Trainer Petrik Sander durchaus Qualität in die Spielklasse hinzugekommen ist. Während der FC Carl Zeiss über Jahre in der DDR-Oberliga eine bedeutende Rolle eingenommen hat und sogar im Europapokal auf sich aufmerksam machte, kann Coach Sander auf eine mehrjährige Bundesligahistorie mit dem FC Energie Cottbus verweisen. Seit knapp einem Jahr ist der 51-Jährige nun in Amt und Würden bei den Thüringern und konnte nach dem missglückten Klassenerhalt in der letzten Spielzeit bisher in Lauerstellung an der Tabellenspitze bleiben.

Der Abstand auf Spitzenreiter RB Leipzig liegt derzeit bei sieben Zählern. Im Gespräch mit „DFB.de“ unterhält sich der eloquente Trainer über die neue Reform der Regionalligen und die Zielsetzung für Jena in der Zukunft. Über die Entwicklung seiner Mannschaft, die personell bedeutend umgebaut worden ist, meint er: „Als Trainer ist man nie zufrieden und darf es auch nicht sein. Das wäre der falsche Ansatz. Wir haben jetzt ein Level erreicht, auf dem wir aufbauen können. Unser Fundament ist das System, in dem wir aktuell spielen und mit dem wir uns wohl fühlen. Es beginnt, sich etwas zu entwickeln. Aber um im Häuserbau-Bild zu bleiben: Es steht noch keine Mauer. Wir verlegen gerade einmal die Bodenplatten.“
Ein wenig mehr Realitätssinn verlangt der ehrgeizige Sander von seinen Kickern und auch vom gesamten Umfeld im Verein, da die erste Spielzeit nach dem Abstieg häufig gewiss keine leichte Spielzeit ist. Dazu nimmt er konkret Bezug, wenn er sagt: „Damit habe ich nicht nur die Berichterstattung in den Medien, sondern auch die eigene Wahrnehmung im Umfeld gemeint. Nach Siegen herrscht große Euphorie, nach Niederlagen ist dagegen plötzlich alles schlecht. Wenn man so ein komplexes Projekt wie die Entwicklung einer Mannschaft oder eben auch einen Häuserbau in Angriff nimmt, muss man mit Rückschlägen rechnen. Das heißt, dass man vielleicht sogar ab und zu auch einen Schritt zurückgehen muss, um das optimale Ergebnis zu erreichen.“
Dementsprechend möchte er auch Bescheidenheit predigen, da der Umbruch in seinem Kader extrem ausgefallen ist und die Zeit zum Einspielen nicht unbedingt gegeben gewesen ist: „Denn die Abstiegsmannschaft h
at mit dem aktuellen Kader so gut wie nichts mehr zu tun. Da steht kein Stein mehr auf dem anderen. Ich hatte meine völlig neu formierte Mannschaft außerdem erst recht spät komplett. So etwas beschleunigt nicht gerade den Entwicklungsprozess.“
Auffällig ist zweifelsfrei die Tatsache, dass die neuformierte Mannschaft sehr jung und unerfahren ist. Diese Personalpolitik hat unterschiedliche Gründe. Zum einen möchte der Verein nach dem Abstieg die Identifikation mit den Anhängern wieder mehr stärken. Und vor allem spielen die finanziellen Probleme, die seit Jahren nicht wegzudiskutieren sind, zu einer neuen Bescheidenheit beim thüringischen Traditionsverein. Der 32-jährige Torwart und Spielführer Tino Berbig ist ein Akteur, der die zahlreichen, jungen Spieler auch führen soll, wie Sander mitteilt: „Für ihn ist es auf dem Platz schwierig, weil er eben im Tor steht. Etwas mehr Einfluss könnten die erfahrenen Mittelfeldspieler Matthias Peßolat und Tom Geißler nehmen. Peßolat fehlte allerdings zu Beginn der Saison wegen einer Meniskus-Operation, Geißler hat wegen einer Innenbandverletzung noch gar kein Spiel bestritten. Beide sind tragende Säulen unserer Mannschaft.“
Verbesserungspotential hat der Coach auch schon in einigen Bereichen erkannt, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Wir haben durch einige taktische Umstellungen eine recht gute Balance gefunden. Nach wie vor lassen wir aber hinten zu viele Chancen zu. Häufig liegt es am Gegner, dass er die Möglichkeiten nicht konsequent nutzt. Es gibt nicht den einen Bereich, in dem wir uns unbedingt steigern müssen. Das würde möglicherweise bedeuten, dass wir andere Baustellen vernachlässigen. Wir müssen uns insgesamt verbessern.“ Derzeit thront RB Leipzig mit sieben Punkten Abstand vor Jena an der Tabellenspitze. In vielen Bereichen ist der vom österreichischen Energy-Drink-Hersteller Red Bull gesponserte Verein aus Leipzig der Konkurrenz überlegen. Spielerisch, punktetechnisch, aber auch wirtschaftlich und demnach infrastrukturell. Dies kann Sander so auch bestätigen: „Ich kann es mir nur schlecht vorstellen. Die sportliche Qualität spricht für sich, ist ligaweit am höchsten. RB kann sich nur selbst schlagen. Wenn die Leipziger aber anfangen sollten, die Spiele auf die leichte Schulter zu nehmen, muss man bereit sein.“
Über die Stärke dieser häufig schon kontrovers diskutierten Spielklasse hat auch der wortgewandte Trainer eine spezielle Meinung, wenn er sagt: „Eine sportliche Gesamteinschätzung möchte ich erst am Ende der Hinrunde vornehmen, wenn wir gegen alle Mannschaften einmal gespielt haben. Es gibt viele interessante Begegnungen, die aus der Tradition gewachsen sind. Ein Beispiel war die Begegnung zwischen Jena und dem 1. FC Magdeburg, die viele Zuschauer angezogen hat. Man darf die Tradition aber nicht überbewerten, schließlich leben wir im Hier und Heute und da zählen fast immer nur die drei Punkte im nächsten Spiel.“
Teams aus der dritten und vierten Liga müssen sich häufig auch noch im jeweiligen Verbandspokal für einen DFB-Pokal-Einzug qualifizieren. Für Jena war dies während der Länderspielpause auch ein Thema, da durch ein 7:1 beim Thüringenligisten Eintracht Sondershausen der Einzug in das Viertelfinale erreicht worden ist. In gut zwei Wochen ist es soweit, wenn der traditionelle Erzrivale Rot-Weiß Erfurt sich als Gegner vorstellte. Über die Bedeutung dieses Wettbewerbs meint Sander: „Sportlich und wirtschaftlich ist der Pokalwettbewerb sehr attraktiv. Ich war froh, dass wir Sondershausen so deutlich geschlagen haben. In der Vorbereitung hatten wir noch mit Ach und Krach 1:1 gespielt. Ein solcher Sieg stärkt das Selbstvertrauen und das ist für meine junge Mannschaft sehr wichtig.“
Im Ligaalltag wartet zunächst einmal der Kontrahent Germania Halberstadt auf Jena. Der ehemalige Trainer aus Cottbus und Koblenz schätzt diesen Gegner wie folgt ein: „Wir bereiten uns gewissenhaft auf jedes Spiel vor. Jeder Gegner wird beobachtet, vor jeder Partie gibt es mit der Mannschaft ein Videostudium. In Halberstadt erwartet uns ein harter Prüfstein. Schließlich hat die Germania ihre drei Heimspiele allesamt gewonnen. Es wird darauf ankommen, hinten gut zu stehen, möglichst wenig Chancen zuzulassen und vorne den Gegner zu verunsichern.“
Letztlich teilt der erfahrene Trainer noch mit, dass es nicht der Anspruch von Carl Zeiss Jena sein kann, dass Mittelmaß als Zielsetzung dienlich sein kann. Diesen Gedanken packt er in Worte, wenn er sagt: „Der Anspruch des Vereins muss es immer sein, oben mitzuspielen. Platz zehn könnten wir unseren Fans und Sponsoren nicht verkaufen.“ Und fügt seine persönlichen Ziele im Gespräch mit „DFB.de“ noch gleich hinzu: „Das ist im Fußball immer schwierig zu sagen. Ich habe mich mit dem FCC-Präsidenten Rainer Zipfel auf einen Zweijahres-Plan verständigt, dem meine volle Aufmerksamkeit gilt. Diese Saison wollen wir als Übergangsjahr nutzen, um dann in der kommenden Spielzeit anzugreifen.“


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Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Carl Zeiss Jena; Sander; Berbig; Peßolat; Geißler
Datum: 18.10.2012 16:50 Uhr
Url: http://www.4-liga.com/nachrichten-carl-zeiss-jena-trainer-petrik-sander--„unser-anspruch-ist-es--immer-oben-mitzuspielen“-2513.html
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