Burghausens Missionserfüllung läuft

Veröffentlicht: 02.05.2024 07:00 Uhr | Autor: Johann Sebastian Künzig | Bild: Wacker Burghausen

Der SV Wacker Burghausen ist vielen Fußballfans noch als „gallisches Dorf“ aus Zweitligazeiten bekannt. Mittlerweile verkommt der ehemals so sympathische Verein aber zu einer Ruine. Der Vorstand arbeitet kontinuierlich auf die Versenkung hin und der Bürgermeister der Stadt, lange Zeit als Wohltäter für den Verein brannte, macht im Fernsehen zweifelhafte Äußerungen.

Eine Kolumne von J. S. Künzig:

„An der Salzach liegt ´ne Stadt, die einen großen Namen hat!“, schallte es früher an jedem Heimspielwochenende von der Westtribüne in der Wacker-Arena. Es ging damals aber nicht um den großen ansässigen Chemiekonzern „Wacker“ oder die Jazzwoche, sondern um den Fußballverein des SV Wacker Burghausen. In der 2. Bundesliga konnten sich die Schwarz-Weißen 5 Jahre halten und wuchs zum Sympathieverein der gesamten Region heran.

Das Alles ist aber mittlerweile Geschichte. Über die letzten fünf Jahre hinweg wurde der „Karren an die Wand gefahren“, wie man gesagt bekommt, wenn man mit den Sympathisanten der Salzachstädter redet. Ein schlechtes Management, Fehlverpflichtungen und Einsparungen am falschen Ende hatten zu Folge, dass man aus der 3. Liga, für die man sich nach dem Zweitligaabstieg und einer Saison in Regionalliga gerade noch so qualifizieren konnte, abstieg.

Man hatte versucht durch Einsparungen eine günstige Saison zu spielen und mit Georgi Donkov mit einem Trainer verlängert, der nur auf Grund seiner Vorgänger eine gute Saison spielen konnte. Als es aber darauf ankam, die eigene Kaderplanung zu gestalten kam ein katastrophaler Saisonstart heraus.

Die Folge war, dass Donkov schließlich seinen Hut nehmen musste und durch Uwe Wolf ersetzt wurde. Wolf tat alles was in seiner Macht stand, konnte aber die Klasse nicht halten. Jener Uwe Wolf soll aber einige Zeit später wieder kehren und zur Ikone für die Fans heran wachsen.

Beim drohenden Abstieg aus der Regionalliga Bayern in der Folgesaison wurde Wolf von Bürgermeister Steindl selbst zurück geholt. Der Nichtabstieg glückte und in der Saison darauf, der Saison 2015/16 wäre man fast Meister geworden und hätte so um den Aufstieg zurück in die 3. Liga spielen können. Am Ende reichte es nur zu Platz 2.

Wolf wollte mehr, wollte den Aufstieg und versuchte selbst Gelder zu akquirieren, im Hintergrund wurde aber schlicht schlecht gearbeitet. Trotz des spürbaren sportlichen Aufschwungs war aus der Presse nie Positives zu lesen, nur Verfehlungen der Fangruppierungen wurden hoch gekocht, um einfach „skandalöse Schlagzeilen“ zu generieren.

Sponsoren verließen das sinkende Schiff, die Zuschauerzahlen schwanden und die laufende Saison gestaltete sich sportlich nicht wie erhofft, weil man Trainer Wolf auch einfach nicht die nötigen Mittel an die Hand geben konnte, um die Mannschaft konkurrenzfähig zur SpVgg Unterhaching zu machen, die einfach mehr investierte.

Nach mehreren Jahren ohne „Pressesprecher“ und „PR-Mann“ wurde dann ein Mann ins Boot geholt, der schon fast als „Heilsbringer“ präsentiert wurde, Robert Hettich. Einst Leiter Medien und Kommunikation beim 1860 München erhoffte man sich viel, wurde aber enttäuscht. Zwar gab es wieder deutlich mehr Posts in den sozialen Medien, aber neue Sponsoren wurden nicht akquiriert und ein Aufschwung war nicht zu spüren.

Währenddessen gab es immer mehr Zwiespalt bei den Grenzstädtern zwischen Vorstand und Fans, Kritik wurde seitens des Vereins einfach nicht beachtet, Anregungen nicht mehr aufgenommen, es ging spürbar weiter bergab, besonders mit den Zuschauerzahlen.

Die Truppe hatte schon früh viel Rückstand auf den ersten Tabellenplatz, wurde aber vor der Winterpause immer besser und konnte sich immerhin in der Tabelle nach vorne arbeiten. Als Ziel gab man über den Jahreswechsel aus, dass man unter die ersten 5 wolle, am Spieltag der ersten Begegnung des SVW im Jahr 2017 gab es dann den großen Knall: Uwe Wolf wurde ohne triftigen Grund beurlaubt.

Der Verein argumentierte, dass man mit Wolf nicht übereinstimmte, was die Zukunft anging. Burghausen hatte bekannt gemacht, dass man zu Amateurstrukturen zurück kehrt, Wolf hatte signalisiert, dass er sich sogar unter diesen Umständen einen Verbleib hätte vorstellen können. Er hatte das Team über die Winterpause vorbereitet und auf die Restrunde heiß gemacht, wurde dann aber eiskalt abgesägt.

Co-Trainer König übernahm für einige Spiele erfolgreich, man konnte im so wichtigen Verbandspokal Unterhaching eliminieren und weiter vom DFB-Pokal träumen, doch dann wurde ein neuer Cheftrainer eingestellt, Patrick Mölzl.

Es folgte der Tiefpunkt, den man so nie erwartet hätte. Mölzl traf Aussagen, die nicht gerade glücklich formuliert waren und stellte die Startelf immer wieder um, Stammkräfte wurden „geschont“ oder „waren angeschlagen“, zuvor hieß es aber bereits er wolle experimentieren. Diese Tatsache ist aber sehr pikant, denn Ex-Coach Wolf hat in seinem Arbeitsvertrag eine Klausel die besagt, dass sich sein Vertrag um ein Jahr verlängert, sollte Wacker in der Liga mindestens Platz 6 erreichen.

Durch die Misserfolge Mölzls brachte der Verein das Umfeld immer weiter gegen sich auf, was sich ganz besonders beim Heimspiel des 31. Spieltages deutlich wurde. In der Wacker-Arena fanden sich gerade einmal 500 Zuschauer ein, ein absoluter Minusrekord, noch nie in der jüngeren Vergangenheit, waren ansatzweise so wenig Zuschauer zu einem Ligaspiel erschienen.

Es folgte ein Spiel, welches Live auf Sport 1 übertragen wurde. Während der Partie zwischen dem SV Wacker und Unterhaching wurde Hans Steindl, der Bürgermeister der Stadt, interviewt und ließ sich zu einer sehr bedenklichen Aussage hinreißen. Auf die Frage zu Uwe Wolfs möglicher Vertragsverlängerung bei Erreichen des 6. Tabellenplatzes, antwortete er, man solle sich in diesem Fall „strategisch richtig verhalten:“. Dies schien ein leiser Aufruf zu sein, dass der Verein nicht unter die ersten 6 kommen solle, um sich die Kosten für Wolf zu sparen.

Dies grenzt an Wettbewerbsverzerrung und von Vereinsseite wurde diese Aussage kritisiert, doch es wird immer deutlicher, dass dieses Ziel erreicht werden soll. Am 9. Mai gab es das Nachholspiel beim FC Ingolstadt II und es wurde zum Debakel. Mit vier A-Junioren in der Startaufstellung und ohne einige Leistungsträger ging man sang- und klanglos mit 0:6 unter. Es scheint, als will der Verein unbedingt genau diese „Mission“, die es eigentlich ja nicht gibt, erfüllen.

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